Neues vom Reißmeister – aus dem Home-Office

Auch ohne Zugang zu unserem Konstruktionsbüro geht die Arbeit an unserer Mü 32 weiter. Wir sind gerade an mehreren Baustellen gleichzeitig beschäftigt, und es hat sich in letzter Zeit einiges getan.

Cockpitausbau

Wir arbeiten derzeit am Innenausbau und der Ergonomie unseres
Cockpits. Vor allem die hohen Beschleunigungslasten im Kunstflug müssen für die
Konstruktion der Sitzschale und Rückenlehne beachtet werden, darunter darf aber
nicht die Orientierungsfähigkeit des Piloten leiden. Außerdem soll die
Sitzposition für alle Piloten und Pilotinnen, möglichst unabhängig von der
Größe, bequem und ergonomisch sein. Dies hat Einfluss auf den Winkel und die
Krümmung der Rückenlehne, den tiefsten Punkt der Sitzschale, die Länge der
Pedalverstellung und die Position der Kopfstütze. Glücklicherweise haben wir in
unserer Altherrenschaft auch zu diesem Thema etwas Know-How auf das wir
zurückgreifen können, zusätzlich werden wir aber auch nochmal Rücksprache mit
Physiotherapeuten halten. Das Thema ist gerade auch für das LuFo-Projekt von
entscheidender Bedeutung, da hier auch der Bauraum für mögliche Elemente zur
Energieabsortion („Knautschzone“) festgelegt wird. Das Potential solcher
Strukturen für die Mü 32 und Segelflugzeuge allgemein wird am Lehrstuhl für
Carbon Composites (LCC) gerade im Rahmen einer Masterarbeit untersucht.

 

Pedalkinematik

Eine weitere Baustelle ist die Kinematik unserer Pedale. Die
meisten Segelflugzeuge haben zur Steuerung des Seitenruders Kipp-Pedale, mit
einer Drehachse im unteren Bereich des Pedals. Der Pilot muss also mit der
Fußspitze drücken und das Pedal kippen, aber er bewegt nicht das gesamte Pedal
vor und zurück. Diese Variante ist konstruktiv bestechend einfach und für den Streckensegelflug vollkommen ausreichend. Im Gespräch mit verschiedensten Kunstflugpiloten hat sich aber herausgestellt, dass für den Kunstflug eine eher
schiebende Bewegung der Pedale vorteilhaft wäre, da man hier einfach mehr Kraft aufbringen kann und die Pedale auch schneller durchtreten kann. Nachteil der
„schiebenden“ Variante ist jedoch, dass die Indikation des neutralen Punktes
für den Piloten weniger eindeutig ist, und dass sehr kleine Ausschläge
(vermutlich) etwas weniger präzise gefahren werden können. Um hier den besten
Kompromiss zu finden hat sich unser Admin Mr. Proper in den letzten Wochen
ausgiebig mit der Konstruktion verschiedenster Kinematik-Varianten beschäftigt
und ist inzwischen zu einem sehr vielversprechenden Stand gekommen. Das Pedal
bewegt sich entlang einer Kreisbahn mit großem Radius (ähnlich zu einer
ASK-13), was sich aufgrund des großen Radius wie schieben anfühlt. Es lässt
sich aber für kleine Korrekturen rund um den Nullpunkt noch geringfügig kippen.
Dabei waren natürlich einige Probleme zu lösen, z.B. dass sich das
gegenüberliegende Pedal auch immer entgegensetzt verkippt und nicht verschiebt,
oder wie die Pedalverstellung hier noch funktionieren kann – aber nichts was man
nicht mit ein paar konstruktiven Tricks lösen könnte.

 

Stahlrohrgerüst

LuFo-Projektleiter Schnegge kümmert sich im Home-Office um
ein Math-Cad Tool zur Berechnung der inneren Lasten des Stahlrohrgerüstes im
Mittelrumpf. Dieses Gerüst dient primär zur Aufnahme der Fahrwerkslasten, hat
aber auch für den Crashfall großen Einfluss, weil es durch angeschraubte
Spanten Stabilitätsversagen (Beulen) der Rumpfwand hinter dem Cockpit
verhindert.

 

Ausblick

Polo, der schon letzten Sommer ein mehrwöchiges Praktikum –
hauptsächlich mit der Rumpfkonstruktion – gemacht hat, nimmt diese Woche noch
einige Änderungen am Übergang zum Höhenleitwerk vor. Danach geht’s bei uns endlich
Richtung Formenkonstruktion! Der LuFo-Zeitplan will eingehalten werden, und
deshalb wird es höchste Zeit, unsern Rumpf in die Werkstatt zu bringen!

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