Geschichte

Aufruf zur Gründung der Akaflieg 1924

Die Akaflieg München wurde am 8. Juli 1924 gegründet. An diesem Tag trafen sich im Hörsaal 532 der Technischen Hochschule München über 100 Studenten. Sie waren einem Aufruf der TH-Professoren Dr. C. v. Kraus, Dr. W. v. Dyck, Dr. S. Finsterwalder und C. Prinz gefolgt, eine „Akademische Fliegergruppe“ zu bilden, um das Fliegen zu erlernen (siehe Bild links).

Schon bald nach dieser Gründungsversammlung hatte die Akaflieg mehr als 300 Mitglieder. Der damalige Leiter, Dr. H. Weidinger, vermittelte den Studenten in Hochschulkursen die Grundlagen der Flugtechnik, und noch im selben Jahr wurde das erste Segelflugzeug, die Mü 1 „Vogel Roch“, gebaut und eingeflogen.

1926 nahm die Akaflieg zum ersten Mal mit einem eigenen Flugzeug, der Mü2 „Münchner Kindl“, am Rhön-Wettbewerb auf der Wasserkuppe teil. Im selben Jahr erhielt die Gruppe im Turmbau der TH (heute TU) an der Arcisstraße ein Geschäfts- und ein Konstruktionszimmer und im Erdgeschoss eine Werkstatt. Der Flugbetrieb fand in Prien am Chiemsee statt. Als ihr Maskottchen wählten die Studenten „Huckebein den Raben“, ein rebellisches Vogeltier aus der Feder von Wilhelm Busch.

1928 erhielt die Akaflieg eine Klemm L25 für Segelflugschlepp und Motorflug , die auf einen Fünfzylinder BMW Xa Motor umgebaut war (siehe  Bild oben). Eine Anzahl Mitglieder hatte inzwischen bei der Oberbayerischen Sportflug-GmbH in Schleißheim das Motorfliegen gelernt. Mit der L25 und Schneekufen landete „Wim“ Hoffmann 1929 auf dem Zugspitzplatt. Der Motorflug rückte in der Folge in den Vordergrund, die Akaflieg erwarb eine BFW M 23 und 1932 eine Focke-Wulf S1.

Weiterhin wurden aber auch Segelflugzeuge gebaut und geflogen, etwa die Mü10 „Milan“, ein gelungener Entwurf von Egon Scheibe, mit dem die sogenannte „Münchner Schule“ begründet wurde. Der Andrang auf Mitgliedschaft war weiterhin groß, trotz der Regelung, vor Aufnahme 150 (später sogar 300) Arbeitsstunden leisten zu müssen.

Die Akaflieg München wurde im dritten Reich in Flugtechnische Fachgruppe (FFG) an der TH München bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V. (DVL) umbenannt. Sie blieb damit von einer Mitgliedschaft im Deutschen Luftsportverband (DLV), dem späteren Nationalsozialistischem Fliegerkorps (NSFK), verschont. Auch für andere Idaflieg-Mitglieder war das ein geglückter Schachzug von Alten Herren, die in der Industrie, beim Reichsluftfahrtministerium (RLM), bei der DVL und anderen Institutionen saßen. Der Gruppe wurden beträchtliche Staatsmittel für Forschung und Flugbetrieb zur Verfügung gestellt, die zu reger Bautätigkeit (Mü11 bis Mü15) führten. Die ISTUS (Internationale Studienkommission für Segelflug) hatte 1938 einen internationalen Konstruktionswettbewerb zum Bau des „Olympischen Einheits-Segelflugzeuges“ für die olympischen Spiele 1940 ausgeschrieben. Die Akaflieg München nahm mit dem Projekt Mü17 an diesem Wettbewerb teil und wurde Zweiter. Während des Krieges wurden „kriegswichtige“ Aufträge an die Akafliegs vermittelt, um die Studenten aus den Kriegsmaßnahmen herauszuhalten.

Es entstand das Messflugzeug Mü18 und das Projekt DM-1 (Darmstadt-München-1). Der Flugbetrieb litt unter den Kriegsverhältnissen und kam gegen Ende des Krieges vollständig zum Erliegen.

Nach der Kapitulation war Flugbetrieb und Forschungsarbeit für die Akaflieg München nicht möglich, da beides in Deutschland verboten war. Erst 1949 fanden sich an der TH Studenten und Professoren unter dem Namen „Arbeitsgemeinschaft für Strömungsmechanik“ wieder zusammen. Sie begannen im Geschäftszimmer im TH-Turm und der Werkstatt in Prien mit Aufräumarbeiten, richteten eine Lichtpauserei ein, um etwas Geld zu verdienen, und konstruierten ein Starrsegel für ein Boot auf dem Chiemsee, weil die Entwicklung von Flugzeugen noch verboten war. 1951 holten Akaflieger die Mü10 „Milan“ aus dem Deutschen Museum, wo der Segler den Krieg überstanden hatte, und nahmen den Flugbetrieb in Prien wieder auf.  Mü13-Nachbau, „Spatz“ und „Specht“ kamen kurz danach hinzu, später auch eine Klemm als Schleppflugzeug. Für das Projekt Mü22 gelang es, einen Forschungsauftrag vom Bundesministerium für Verkehr zu erhalten.

Zwei Forschungsrichtungen konkurrierten Anfang der 50er Jahre in der Akaflieg München: die Mü10 / Mü13 – Linie  (Mü-Profil, Stahlrohrrumpf), aus der die Mü23 hervorging, und die Mü22 – Linie, die die Zukunft des Segelflugzeugbaus in der Verwendung moderner Laminarprofile sah. Die Mü22 – Linie setzte sich schließlich durch. Die Mü10 wanderte 1959 endgültig ins Deutsche Museum, und die Mü22 ging bei einem Flugunfall verloren. Dafür kamen ein Mü17 – Nachbau und ein Bocian-Doppelsitzer hinzu. Als Schleppflugzeug stellte die TH der Akaflieg einen Fieseler Storch zur Verfügung. Die Mü22 wurde in einer modifizierten Version als Mü22b nachgebaut. Später entstand als Weiterentwicklung die Mü26.

1964 musste die Akaflieg den Flugplatz Prien räumen. Erst nach drei Flugsaisons, die auf den Flugplätzen Unterwössen, Oberwiesenfeld und Geitau geflogen wurden, begann die Akaflieg 1968 auf dem neuen Gelände in Königsdorf mit dem Flugbetrieb. Die Halle wurde 1969 nach großen Anstrengungen fertiggestellt. Außerdem wurde eine Schleppwinde beschafft, da der Storch sehr unwirtschaftlich war. In den folgenden Jahren erweiterte die Akaflieg kontinuierlich ihre Flugstunden- und -startzahl und ihren Flugzeugpark. Die Projekte Mü27 und Mü28 kennzeichneten den Übergang auf Verbund-Bauweise, der mit dem Mü26 – Rumpf schon eingeleitet worden war. Die Projekte wurden nun nicht nur technisch anspruchsvoll und zukunftsweisend, sondern auch aufwendig, langwierig und teuer. Die Mitgliederzahl der Jungen Gruppe pendelte sich bei etwa 30 Aktiven ein.

Der Flugplatz Königsdorf erwies sich für die Akaflieg als optimale Basis für ausgedehnte Alpen-Streckenflüge. Der Fieseler Storch wurde durch eine Monsun ersetzt, und eine neue Seilwinde ersetzte die alte. Als die Fakultät für Maschinenwesen Anfang 1997 vom Stammgelände der Innenstadt in den Münchner Norden nach Garching umzog, hat jetzt auch die Akaflieg dort ein neues Konstruktionsbüro und eine neue Werkstatt, in der die Projekte Mü30 und Mü31 fertiggestellt wurden. Der Erstflug der Mü30 hat am 16. Juni 2000 stattgefunden, der Erstflug der Mü31 hat am 15. September 2017 stattgefunden.