So funktioniert Segelflug
Auf ein Segelflugzeug wirken vier Kräfte gleichzeitig: Der Auftrieb der Tragflächen trägt es nach oben, die Gewichtskraft zieht es nach unten, durch das Gleiten entsteht Vortrieb, und der Luftwiderstand bremst die Bewegung. Nur wenn diese Kräfte im Gleichgewicht stehen, bleibt ein Flug stabil. Die besondere Form der Tragflächen – das Flügelprofil – sorgt dafür, dass ein Druckunterschied zwischen Ober- und Unterseite entsteht. Oben herrscht ein geringerer Druck, unten ein höherer. Dieses Druckgefälle erzeugt eine Kraft nach oben, den Auftrieb.
Ein Segelflugzeug besitzt keinen eigenen Antrieb. Damit es fliegen kann, wird es zunächst auf Höhe gebracht. Das geschieht meist mit einer Seilwinde, bei der ein starker Motor ein langes Seil auf eine Trommel aufwickelt. Der Segler wird dabei in nur etwa drei Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt und steigt steil auf, bis das Seil in ca. 400 Metern Höhe ausgeklinkt wird. Alternativ zieht ein Motorflugzeug den Segler im Flugzeugschlepp hoch, oder ein kleines einklappbares Triebwerk übernimmt den Start.
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Oben angekommen lebt der Segelflug vom ständigen Wechsel zwischen potenzieller Energie (Höhe) und kinetischer Energie (Geschwindigkeit). Durch Gleiten wird Höhe in Fahrt umgesetzt – doch um länger oben zu bleiben, braucht der Pilot zusätzlich Aufwinde. Die wichtigste Form ist die Thermik: Über sonnenbeschienenen Flächen steigt warme Luft nach oben, in der das Segelflugzeug dann wie ein Vogel kreisend an Höhe gewinnen kann. Auch wenn Wind gegen einen Berghang drückt und nach oben abgelenkt wird, entsteht Aufwind. Bei bestimmten Wetterlagen sind Flüge in Höhen von mehreren Kilometern möglich, und mit etwas Erfahrung im Wetterlesen kann der Pilot so stundenlang in der Luft bleiben und Strecken von hunderten Kilometern zurücklegen – ohne Motor!
Ablauf der Flugausbildung
Die Ausbildung beginnt bei uns immer im November und Dezember mit den Theoriestunden (sieben Termine für Anfänger). Im darauffolgenden Frühling fängt mit einem zweiwöchigen Schulungslager dann der praktische Teil der Ausbildung an. Hier kannst du zum ersten Mal selbst das Steuer übernehmen, auch wenn am Anfang natürlich immer noch unsere vereinseigenen Fluglehrer mit dabei sind! Unsere Lehrer sind lizenzierte Ausbilder und die erhaltene SPL-Lizenz ist weltweit im Raum der ICAO gültig.
Es stehen mehrere Doppel- und Einsitzer für die Schulung zur Verfügung. Neben dem Flugzeugpark haben wir in unserer eigenen Halle aber auch einen Aufenthaltsraum, eine große Küche und sogar ein Matratzenlager. Für unserer Mitglieder wird der Flugplatz so zu einem zweiten Zuhause und viele bleiben regelmäßig mehrere Tage am Stück dort.
Nach dem Schulungslager wird während der Flugsaison jedes Wochenende geflogen, wenn es das Wetter zulässt. Wer oft dabei ist und viel fliegt, wird schnell erste Erfolge feiern können, wie zum Beispiel den ersten Alleinflug ohne Fluglehrer, oder den ersten Flug im Einsitzer.
Ab dann hängt dein Fortschritt hauptsächlich davon ab, wie oft du zum Flugplatz kommst. Zwei oder drei Saisons für das Erlangen der Lizenz sind aber ein realistischer Zeitraum.
Voraussetzungen für die Ausbildung
Allgemeine Voraussetzungen:
- Medical der Klasse 2 oder LAPL-Medical
- Das max. Körpergewicht (inkl. Kleidung) beträgt bei den meisten Segelflugzeugen ca. 100 kg
- Ausreichende Deutsch-Kenntnisse (ca. auf dem Niveau B2)
Bedingung bei der Akaflieg für die Benutzung der Flugzeuge:
- Teilnahme an den Theoriestunden für Anfänger im November und Dezember
- 200 Arbeitsstunden in der ersten Saison, danach 330 Arbeitsstunden pro Saison
- Antrag auf Flugberechtigung wurde durch die aktiven Mitglieder akzeptiert
Kosten der Ausbildung
Da wir im Verein von den Fluglehrern bis zur Wartung alles selbst machen, ist die Flugausbildung bei uns deutlich günstiger als bei einem normalen Segelflugverein. Die reine Mitgliedschaft in der Akaflieg ist kostenlos; es fallen weder Mitgliedsbeiträge noch Aufnahmegebühren an. Für die Benutzung der Flugzeuge bezahlen wir mit unseren Arbeitsstunden und die Fluglehrer sind ehrenamtlich tätig. Die einzigen anfallenden Kosten für die Flugausbildung sind die Gebühr pro Start mit der Winde oder mit dem Schleppflugzeug und der Mitgliedsbeitrag beim Luftsport-Verband Bayern, über den du dann auch versichert bist. In der Regel kostet die gesamte Ausbildung bei uns in Summe nicht mehr als 800–1000 Euro, also auch deutlich günstiger als ein Autoführerschein. Der genaue Betrag hängt davon ab, wie lange du für die Ausbildung benötigst.
Sicherheit des Segelfliegens
Segelfliegen hat – wie jede andere Sportart auch – gewisse Risiken. Statistisch ist Segelfliegen pro Stunde gefährlicher, als z. B. Autofahren. Analysen zeigen jedoch, dass die allermeisten Unfälle vermeidbar sind und meist auf menschliche Faktoren zurückgehen. Mehr als die Hälfte der Unfälle im Segelflug sind auf Versuchungen (durch zu viel Ehrgeiz) zurückzuführen, denen nicht widerstanden wurde, sowie auf Nachlässigkeit vor dem Flug. Mit klaren Regeln, guter Ausbildung und festen Abläufen lassen sich diese Risiken auf ein Minimum verringern. (Quelle: Vortrag von Clemens Ceipek)
Bei der Akaflieg München legen wir großen Wert auf Sicherheit: Unsere eigenen Prototypen werden vor der Zulassung nach denselben Standards getestet wie Modelle großer Flugzeughersteller. Unser gesamter Flugzeugpark wird regelmäßig gewartet und von offiziellen Prüfern freigegeben. Alle Piloten fliegen bei uns ausnahmslos mit Fallschirmen und nur nach der Teilnahme am morgendlichen Briefing. Im Flugbetrieb arbeiten wir mit Checklisten und regelmäßigen Briefings und achten bewusst aufeinander. Fehler werden offen zugegeben und in der Gruppe besprochen, um sie in Zukunft zu vermeiden. So entsteht eine Kultur, in der Sicherheit immer Vorrang hat und Risiken vermieden werden.
Hast du Lust einzusteigen?
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