Schulungswochen 2022

Nachdem die letzte Schulungswoche ja von chaotischen Pandemiebestimmungen und kurzfristigen Planänderungen geprägt war, begrenzte sich das Chaos in diesem Jahr glücklicherweise auf die unberechenbaren Fehltritte der Anwärter.

Um diese allerdings auf ein Minimum zu begrenzen, wurden wir gleich zu Beginn ausführlich in die wichtigsten Regeln am Flugplatz eingewiesen. Dank unserer grell leuchtenden Warnwesten konnten die anderen Vereine einen ausreichenden Sicherheitsabstand von uns halten und so ging dieser Tag auch unfallfrei vorüber.

Einweisung auf dem Schulungsdoppelsitzer.

Nachdem die Halle fertig ausgeräumt war, konnten die neuen Flugschüler – zumindest diejenigen, die am Vorabend nicht zu tief ins Glas geschaut hatten – dann sogar schon mit den ersten Flügen beginnen und so zum ersten Mal die Aufregung und den Adrenalinschub eines Windenstarts erleben.
Die kommenden Tage waren wir dann damit beschäftigt, die Abläufe beim Ein- und Ausräumen der Flugzeuge und am Start zu studieren und zu optimieren, was uns in der Regel auch Tag für Tag besser gelang. Dank der großzügigen Leihgabe der Tölzer in Form ihrer ASK 21 und vieler motivierter Anwärter und Fluglehrer schafften wir es immer, jeden Flugwilligen mindestens einmal am Tag in die Luft zu bekommen. Mit der zunehmend kräftigen Sonne gelangen uns außerdem auch schon einige längere Flüge.

Mü 30 „Schlacro“ kurz vor Landung.

Sobald abends dann die Hallentore geschlossen waren, wurden die erschöpften Flieger und Helfer jeden Abend von sehr motivierten Köchen bewirtet; meistens konnten wir uns dabei sogar über mehrgängige Menüs freuen. Gerade an den sehr kalten Abenden am Anfang der Schulungswoche halfen die dampfenden Teller, wieder etwas Leben in die halb erfrorenen Gliedmaßen zu bringen, selbst wenn das eine oder andere Mal nur eher entfernt an Nahrung erinnernder Schlonz aus der Küche geliefert wurde.
Ebenfalls wohltuend war die Wärme der mächtigen Lagerfeuer, die teilweise dank ausgeklügelter Kaminkonstruktionen zu regelrechten Fegefeuern ausarteten und den anwesenden Junggrupplern sicher etwas Hoffnung für die Zukunft der sonst so verweichlichten und konsequent inkompetenten Anwärter zurückgab.
Als es anschließend zum Schlafen in die eisige Halle ging, mussten kreative Lösungen gefunden werden, um die Kälte möglichst lange aus den Schlafsäcken fernzuhalten. Das ging von mit heißem Wasser gefüllten Flaschen bis hin zu vier- und fünffachen Stoffschichten. Bei der nächsten apokalyptischen Naturkatastrophe steht es um die Überlebenschancen der Akaflieger also sicher gut.

Die Kälte wich in den kommenden Tagen dann aber schnell der prallen Sonne und wer dabei nicht rechtzeitig an Sonnencreme gedacht hatte, durfte sich auch gleich über den ersten Sonnenbrand des Jahres freuen. An der von abwechselnd Kälte, Sonne und Wind geschundenen Haut konnte man die Flugschüler der Akaflieg nach der Schulungswoche deswegen auch deutlich unter den anderen Studenten in der Uni ausmachen; geplatzte Lippen und rote Gesichter waren hier keine Seltenheit.

Unsere ASK 21 „AJ“ kommt zur Landung.

Doch der Aufwand und die Entbehrungen haben sich definitiv gelohnt! Einige besonders motivierte Anwärter kamen in der Schulungswoche schon sehr nahe an den Freiflug und dürfen sich in den folgenden Wochen sicher bald über eine ausgiebige Arschversohlung freuen. Aber auch die anderen Schüler kamen gut zum Fliegen und so wurde hoffentlich bei allen der Funke für die Leidenschaft des Fliegens gezündet.

Text: Mathias Bacher
Alle Fotos: Simeon „Spanner“ Schmauß

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